Im Alter von 25 Jahren trat der frisch verheiratete Lehrer Johannes
Höver am 1. Dezember 1843 an der Armenschule der Pfarrei St. Peter in
Aachen eine neue Stelle an. Aachen, damals eine große Industriestadt mit
Nadelfabriken, Webereien und Eisenverhüttung, hatte ein
Industrieproletariat hervorgebracht, das Arbeitern und deren Familien
unwürdigste Lebensverhältnisse bescherte. Die Zwölfstundenarbeit für
Kinder in Fabriken war keine Seltenheit. Neben der Ausbeutung führte
dies zur geistigen, sozialen, gar körperlichen Verwahrlosung. Manchmal
schickte Höver die hungrigen Mädchen und Jungen vor Schulbeginn zu
seiner Frau, die ihnen ein Frühstück bereitete. Durch Bildung und
abwechslungsreichen Unterricht wollte Höver Kinder und Jugendliche stark
machen. Schulabgängern versuchte er Lehrstellen zu vermitteln.
Im
Jahr 1846 starb Hövers Ehefrau Anna-Maria an den Folgen eines
Schlaganfalls. So stand der 28-jährige Witwer mit seinen beiden Söhnen
Richard und Ferdinand allein da. Gleichzeitig war er frei für neue
Aufgaben und Herausforderungen. Mit offenen Augen und wachem Herzen
praktizierte er christliche Nächstenliebe. Seine besondere Sorge galt
bedürftigen Kindern und Jugendlichen.
Um nachhaltig helfen zu
können, gründete er mit drei weiteren Männern am 24. Dezember 1857 die
Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des heiligen Franziskus. Johannes
Höver und seine Gefährten erkannten und dienten Christus in
Ausgegrenzten und Schwachen. Sie wollten wie Jesus leben und lieben. In
Armut und Geschwisterlichkeit ahmten sie die Spiritualität des
Franziskus von Assisi nach.
Johannes Höver erlitt 1862 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 13. Juli 1864.
Die
Armen-Brüder des heiligen Franziskus lebten und arbeiteten im Sinne des
Gründers weiter. Lehrten an der sogenannten Armenschule von St. Peter.
Besuchten Gefangene, engagierten sich in der Gemeinde, begleiteten
Sterbende. Ihren beruflichen Fokus fanden sie für viele Jahrzehnte in
Kinder- und Lehrlingsheimen, Internaten und Schulen. Bedingt durch den
Kulturkampf gingen sie in die benachbarten Niederlande.
Mit
heiliger Kühnheit fuhren schon 1866 einige Brüder in die USA. Sie
wollten das Leben der deutschen Migranten teilen. Wie die Schwestern des
Schervier Ordens,
deren Ordensgründerin, die tatkräftige, energische und auch
herausfordernde Franziska Schervier, der Höver freundschaftlich
verbunden war, gründeten die Brüder in Cincinnati (Ohio), mehrere
Niederlassungen, aus denen eine blühende Provinz wuchs.
1935
fuhren Brüder nach Brasilien. Zahlenmäßig leben heute dort die meisten
Brüder. Sie kümmern sich um Kinder und Jugendliche, Familien und
Drogenabhängige, arbeiten in der Pastoral.